Faredisch als typische Abugida (Version 4)
Das Faredische in seiner aktuellen Version ist eine typische Abugida geworden. Das bedeutet, wie wir zu Beginn des Artikels festgestellt haben, eine Silbe ist die kleinste Einheit und bildet sich aus einem Grundzeichen und einem Zusatz, als Modifikator bezeichnet.
Langsam verstand ich, dass ich bis hier hin hauptsächlich an einem Schriftsystem gearbeitet habe und weniger an einer Sprache. Mit fortschreitendem Lernerfolg verstand ich auch, welche Einzelteile eine Sprache eigentlich ausmacht. Bisher habe ich mich auf die verschiedenen Schriftsysteme bezogen. An dieser Stelle möchte ich den Bogen zur Einleitung dieses Artikels schließen und oberflächlich die Disziplinen aufzeigen, welche Grundlage für die vierte Version des faredischen Schrift- und Sprachsystems sind, das ich ab hier vorstellen werde.
Schrift und Sprache ist immer direkt mit Kultur verbunden. Daher verwundert es nicht, dass das Themenfeld Sprachwissenschaft als Teil einer umfassenden Kulturforschung auftritt.

Linguistik, also Sprachwissenschaft, lässt sich logisch aufteilen. Um die vorgestellten Schriftsysteme detailierter verstehen zu können, reicht ein Blick in die Phonetik und die Phonologie. Um ein gesamtes Sprachsystem erklären zu können, müssen weitere Disziplinen berücksichtigt werden: Morphologie, Syntax, Semantik und die Pragmatik.
Sperrige Begriffe – schon klar – daher schauen wir zuerst auf die Phonetik und die Phonologie.

(Phonetik und Phonologie und ihre Produkte)
Phonetik
Da sich Phonetik und Phonologie als Begriffe zu sehr ähneln, habe ich mir eine Eselsbrücke gebaut. Phonetik ist wie Genetik und gehört zur Biologie. Das mag falsch sein, aber durch die gleiche Endung und der bewussten Lüge kann ich mir das leichter merken. Phonetik schaut ganz konkret und physikalisch, teilweise recht mechanisch, auf den Bereich Mund, Zunge und Hals und was wir damit anstellen können.
Wenn wir laut ausatmen kommt bei den meisten ein aaaaaa, vielleicht ein hhhhaaaa heraus. Wenn wir den Mund schließen und anfangen zu summen kommt ein mmmmm heraus. Nur darum gehts, mehr ist es nicht.
Eine Übersicht kann hier eingesehen werden: IPA Tabelle, Rev. 2020
Für Faredisch habe ich mich auf 21 Buchstaben beschränkt und um Verwechslungen und Missverständnisse auszuschließen, die Unicode Repräsentation herausgesucht. Dies schien mir eindeutiger als IPA Tabellen in verschiedenen Versionen berücksichtigen zu müssen.

(Auszug aus Gerdas Sprachdatenbank, Phonetisches Inventar)
In diesem Schritt habe ich zu ähnlich klingende Laute reduziert. Deswegen existiert beispielsweise das B im Faredischen nicht. B ähnelt in der Aussprache zu sehr dem D. Ein Q kann stumpf über Ku notiert werden. Die deutsche Abweichung zum Internationalen im Bezug auf C, S, ß, sch und weitere Zischlaute… gleiches Spiel mit F, V und W. Solche Aspekte habe ich berücksichtigen wollen.
Phonologie
In der Phonologie werden die Laute, die in der Phonetik festgelegt werden, zu logischen Einheiten weiterverarbeitet. In einer Alphabetschrift wie Latein entspricht zum Beispiel der Laut G direkt dem Buchstaben G. Bei einer Abugida oder Silbenschrift benötigen wir mindestens zwei Laute, um die kleinste Einheit bilden zu können.
Da ich bereits in der Phonetik meine Wünsche umsetzen konnte, blieb für die Phonologie nicht mehr viel übrig. Die Entscheidung für einen Mehrfachlaut (Silbe) als Grundeinheit war schon lange getroffen. Nach der Reduktion mochte ich nur zwei Phoneme hinzufügen.
- Das Sch sollte ein eigenständiger Laut werden.
- Das X sollte als Konsonanten-Cluster /ks/, soweit verstanden auch konsonantischer Digraph genannt, realisiert werden.
- Das harte deutsche W (V im Englischen) sollte das deutsche V erübrigen und mit der englischen Entsprechung gleichgestellt werden.
- Dadurch entstand Raum für ein weiches W (Whiskey oder Well auf Englisch – das W summt hier nicht – die oberen Vorderzähne berühren die untere Lippe nicht).
Damit hatte ich das phonemische Inventar vervollständigt und das sah wie folgt aus:

(Auszug aus Gerdas Sprachdatenbank, Phonemisches Inventar)
Damit war die Phonologie aber noch nicht ganz abgeschlossen. Die ausgewählten Phoneme mussten nun eine Funktion erhalten. Um es nicht unnötig zu verkomplizieren: A, E, I und O habe ich als Vokale festgelegt. Alle anderen Phoneme sind Konsonanten.

(Auszug aus Gerdas Sprachdatenbank, Auflistung aller Phoneme und deren Funktion)
Für die vierte Version des Faredischen bedeutete dies, dass sich 4x 18 Silben bilden lassen. Jeder Vokal kann mit jedem Konsonanten zu einer Silbe gepaart werden. Wir erinnern uns: Typische Abugida, Grundzeichen plus Modifikator. Dabei bilden die Konsonanten das Grundzeichen – in meinen Worten – Stammform. Die konkrete Silbe wird dann über den Modifikator – in meinen Worten – Vokalakzent hinzugefügt. Darüber hinaus existiert zu jedem Konsonant-Vokal-Paar (CV, Anlaut) auch die umgedrehte Form (VC, Auslaut) und wird über einen Auslaut-Akzent notiert.
Da ich alleinstehende Vokale erlauben wollte, die über ein CV Paar mit stummen H realisiert werden, ergeben sich daraus insgesamt 76 faredische Silben: a, e, i, o, ca, ce, ci, co, da, de, di, do, fa, fe, fi, fo, ga, ge, gi, go, ha, he, hi, ho, ka, ke, ki, ko, la, le, li, lo, ma, me, mi, mo, na, ne, ni, no, pa, pe, pi, po, ra, re, ri, ro, za, ze, zi, zo, ta, te, ti, to, va, ve, vi, vo, xa, xe, xi, xo, ya, ye, yi, yo, za, ze, zi, zo, Ła, Łe, Łi, Ło.
(Für ganz Neugierige: Am Ende dieses Artikels ist eine vollständige Übersetzungstabelle mit den dazugehörigen faredischen Symbolen zu finden)
Die faredische Silbe
Das faredische Schriftsystem nutzt die Silbe als kleinste Einheit. Silben können über verschiedenste Strukturmodelle aufgebaut werden. Zum Glück müssen diese nicht alle beleuchtet oder gar verstanden werden, um den Zweck mitnehmen zu können. Mit Blick darauf, eine möglichst einfache und reduzierte Sprache zu entwickeln, suchte ich nach dem für mich einfachsten Strukturmodell.
Und das waren: Einfache Konsonanten-Vokal-Paare!
Jede Silbe besteht aus einem Konsonanten und einem Vokal. Dabei sind nur CV-Paare (Konsonant-Vokal-Paare oder Anlaute) und VC-Paare (Vokal-Konsonant-Paare oder Auslaute) erlaubt. Später wird diese Regel aufgeweicht, doch das betrifft das Sprachsystem. An dieser Stelle beschränken wir uns weiterhin auf das Schriftsystem.
Was das konkret bedeutet, lässt sich an einer handvoll willkürlicher Worte darstellen.
Erlaubt sind Wörter wie: Yamo, Talona, Kalera, Alma, Fisanaru, Amer. Die Anzahl der Silben variiert, doch jede Silbe basiert entweder auf einem CV- oder VC-Paar.
Nicht erlaubt sind Wörter wie: Fast (CVCC), Klar (CCVC), Wetter (CVCCVC), Langsam (CVCCCVC). Sie brechen die CV/VC Silbenstrukturregel.
Und damit bin ich auch mittendrin in der Grammatik gelandet – über die Phonologie als erster Baustein.

Der Literatur-, Kultur- und Historienforschung mochte ich keine Zeit schenken. So spannend und spaßig das Tüffteln am faredischen Sprachsystem auch ist – Ziel ist ein Roman und keine neue Weltsprache. Daher folgen der Phonologie nur noch Morphologie, Syntax, Semantik und Pragmatik.
Bevor es nun aber mit der Morphologie und damit dem Sprachsystem weitergehen sollte, musste ich die Stammformen und Vokalakzente, sowie Auslaut Notation festlegen.
Grundformen und Akzente

(Faredisch, Version 4, Übersicht der Stammformen und Silbenakzente in Entwicklung)
… Absatz ist work in progress …
Finale Übersetzungstabelle

(Latein-Faredisch Übersetzungstabelle, Version 4, vollständiges phonetisches Inventar)