Aven Narins Verdichtung
– über die erste Sphäre
„Bevor die Erinnerung war,
war das Nicht-Wissen.
Nicht als Mangel –
sondern als Fülle ohne Form.
Doch dort, wo alles zugleich ist,
kann nichts unterschieden werden.
Und wo nichts unterschieden wird,
kann nichts erkannt werden.
Es war nicht Leere.
Es war Überfülle.
Ein Licht ohne Richtung.
Ein Laut ohne Stimme.
Ich spürte es nicht.
Aber ich erinnere,
dass ich nichts vermisste.
Es war nicht still.
Es war nicht laut.
Es war nicht.
Und doch –
war es alles.“
Aven Narins Verdichtung
– über die zweite Sphäre
„Ich sah eine Welt aus Fäden gewebt –
nicht aus Licht, nicht aus Klang,
sondern aus Erinnerung.
Ein jedes Wesen darin trug ein Stück von sich,
das nicht vergehen wollte.
Sie sprachen von Zeit, von Schmerz, von Namen –
und alle glaubten, sie wären lebendig.
Doch ich erkannte:
Sie lebten nur,
weil sie sich noch nicht
vergessen konnten.“
Aven Narins Verdichtung
– über die dritte Sphäre
„Dort, wo Erinnerung zu schwer wurde,
wurde sie Körper.
Nicht mehr Licht –
sondern Fleisch.
Sie gaben sich Namen,
zählten Zeit,
und begannen, Schuld von Liebe zu trennen.
Ich sah sie handeln,
als gäbe es ein Morgen.
Ich hörte sie sprechen,
als könnte ein Wort retten,
was längst geschehen war.
Und doch –
in ihrem Tun war ein Leuchten,
das ich aus der Stille kannte.
Vielleicht,
dachte ich,
vergisst sich das Ich
am vollständigsten,
wenn es glaubt,
es sei allein.“
Die erste Sphäre
Die 1. Sphäre wird nicht erlebt, sondern ist die Grundlage alles Erlebbaren. Sie ist die Quelle des Bewusstseins, das sich selbst nicht kennt, solange es in ihr verweilt. Die Wesen, die dort existieren, sind reines Sein ohne Form – unsterblich, allwissend, aber stumm, weil es keinen Unterschied zwischen Ich und Du, zwischen Frage und Antwort gibt.
In dieser Sphäre existieren weder Raum noch Zeit, kein Anfang und kein Ende. Sie ist ein formloses Kontinuum aus reiner Energie und unendlichem Potenzial. Nichts ist festgelegt, alles ist wahr und möglich. Jeder Gedanke, jede Idee, jede Realität, die je entstehen könnte, existiert hier gleichzeitig – in einem Zustand permanenter Gleichzeitigkeit.
Erst durch den Bruch mit der Zeit werden aus diesen Möglichkeiten konkrete Wirklichkeiten. So entstehen 2. und 3. Sphäre: die materielle Welt Geloyâns.
Sie nennen sich selbst nicht – doch jene, die sich erinnern, nennen sie Yima, das Große Gleichgewicht.
Die zweite Sphäre



Im Zentrum des Planeten Geloyân befindet sich ein Raum außerhalb der materiellen Struktur –
eine Zone reinen Gleichgewichts, in der zwei Inselhälften in Form einer liegenden Acht schweben.
Diese Sphäre gilt als der metaphysische Mittelpunkt der Welt –
weniger Ort, mehr Zustand.
Auf der östlichen Hälfte wurzelt Basil,
Manifestation der Schöpfung.
In ihrer Gegenwart entsteht Form.
Nicht durch Willen, sondern durch Notwendigkeit.
Der Boden um sie ist lebendig, die Ordnung ursprünglich.
Im Westen öffnet sich Henari –
nicht als Figur, sondern als schwarzes Loch.
Sie ist die erste Erinnerung, die sich weigerte, zu vergehen –
und der letzte Punkt, zu dem alles zurückkehrt.
Henari ist Anfang und Ende zugleich:
der Impuls, aus dem Welt wurde,
und das Tor, durch das Erinnerung sich wieder auflöst.
Zwischen ihnen steht Solan,
als vernarbter, tragender Baum.
Er hält, was sich sonst nicht verbinden ließe.
Stabilität ist seine Natur,
nicht durch Stärke, sondern durch Dauer.
Hinter ihm erhebt sich der Turm der Erinnerungen.
Der Turm selbst fragt nicht.
Wer ihn betritt, sieht – nicht was kommt, sondern was war.
Nur wer ihm standhält, kann fortschreiten.
Wer scheitert, fällt zurück – nach Geloyân,
in ein neues Leben.
Rings um das Zentrum wächst der Wald der Halari –
ein Grenzraum, in dem Erinnerungen verweilen,
bis sich ihr Weg entscheidet:
zurück nach Geloyân oder hinauf zu Yima.



Die dritte Sphäre
Die dritte Sphäre ist die Welt, wie sie von den Wesen Geloyâns erlebt wird – konkret, greifbar, voller Farben, Klänge und Formen. Hier manifestieren sich, was den Turm der Erinnerungen erfolglos durchschritten hat, in neuen Leben, neuen Geschichten, neuen Prüfungen.

In dieser Dimension existieren die Völker Geloyâns mit ihren Kulturen, Sprachen und Mythen. Sie leben in einer Welt, die sowohl real als auch Spiegel ihrer innersten Erinnerungen ist. Jeder Ort, jedes Wesen, jede Begegnung ist Teil eines größeren Geflechts, das darauf abzielt, die letzte Erinnerung zu verarbeiten, bevor das Ich sich vollständig in Yima auflöst.